November 2013 - Ehemalige Synagoge Rexingen

Erstmals im Jahr 1570 wird ein „Jud Baruch zu Mühringen“ genannt. Im Jahr 1722 zählte die Gemeinde 19 Familien mit 47 Personen und wuchs bis ins 19. Jahrhundert stark an. Mühringen war als religiöser Mittelpunkt von großer Bedeutung. Dort war der Sitz des Rabbinates, das von seiner Ausdehnung und seiner Personenzahl her das größte in Südwestdeutschland war. Viele bekannte Rabbiner gingen aus ihm hervor.

Die erste Synagoge wurde 1728 erbaut. 1810 wurde am selben Platz eine neue, große Synagoge eingeweiht, die für 500 Personen eingerichtet war. 75 Jahre später wurde sie renoviert und modernisiert. 1846 erreichte die jüdische Bevölkerungszahl ihren Höchststand mit 512 Personen, das waren über hundert Familien.

Im Jahr 1900 waren es nur noch 130 jüdische Einwohner. Da die Abwanderung der Familien in die Städte weiter voranging, wurde 1913 der Sitz des Rabbiners nach Horb verlegt. 1933 lebten noch 45 jüdische Menschen in Mühringen. 12 Männer und Frauen wurden 1941 und 1942 deportiert und ermordet.

Die Synagoge wurde in der Nacht vom 8. auf den 9. November 1938 im Inneren demoliert und angezündet. Das Gebäude blieb erhalten und diente während des Krieges der Oberndorfer Rüstungsfirma Mauser als Lager für Gewehrschäfte.

Schließlich wurde das Gebäude 1960 abgebrochen. Heute befindet sich dort ein Parkplatz mit einem unscheinbaren Gedenkstein.

Der jüdische Friedhof Mühringen

013 1 puerschkarte

Er ist der älteste Friedhof in Württemberg-Hohenzollern und umfasst mehr als 1000 Grabstellen. Er befindet sich weit außerhalb des Ortes an einem bewaldeten Hang oberhalb des Eyach-Tales. Der älteste noch vorhandene Grabstein stammt aus dem Jahr 1697. Der Mühringer Friedhof diente bis ins 18. Jahrhundert auch als Verbandsfriedhof. Aus Nordstetten, Dettensee, Rexingen und Baisingen wurden die Toten so lange dort beerdigt, bis diese Gemeinden ihre eigenen Friedhöfe anlegen konnten.

Das letzte Grab ist das von Julius Feigenheimer, der im Oktober 1940 verstarb. Einen Monat nach seinem Tod wurde sein einziger Sohn Heinz in Grafeneck ermordet. Seine Asche wurde im Grab des Vaters beigesetzt. Die Mutter Emma Feigenheimer wurde im Dezember 1941 nach Riga deportiert und ermordet.

Horber Chronik vom 12. November 2013
Zum Vortrag von Pfarrerin Sibylle Biermann-Rau: An Luthers Geburtstag brannten die Synagogen – eine Anfrage schrieb Norbert Gessler:
Fesselnder Vortrag von Pfarrerin Sibylle Biermann-Rau aus Albstadt in der ehemaligen Synagoge Rexingen.

Schwarzwälder Bote vom 12. November 2013
Zum Vortrag von Pfarrerin Sibylle Biermann-Rau: An Luthers Geburtstag brannten die Synagogen – eine Anfrage schrieb Peter Morlok
Luthers Schriften als „Drehbuch“ des Grauens? Pfarrerin Biermann-Rau spricht über fast totgeschwiegenes Thema

Horb-Rexingen. In der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 brannten in ganz Deutschland über 1.400 Synagogen, Betstuben und sonstige Versammlungsräume. Auch wurden tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe zerstört.

10.11.2013

Spenden

Wenn Sie die vielfältigen Aufgaben des Träger- und Fördervereins Ehemalige Synagoge Rexingen finanziell unterstützen wollen, können Sie uns gerne eine Spende zukommen lassen. Unsere Arbeit ist als gemeinnützig anerkannt. Sie erhalten von uns eine Spendenbescheinigung, die Sie bei Ihrer Steuererklärung geltend machen können.

Joachim Schloer, Kulturwissenschaftler, Exil- und Migrationsforscher, sagt über die Ausstellung:
„Viele Fragen werden angeschnitten, auch Fragen schmerzhafter Art, die in der Realität nie gestellt und nie beantwortet worden sind. Weder in Shavei Zion: Wie habt ihr gelebt, damals in Deutschland, wie war es für euch, von dort fliehen zu müssen, wie war es in den Anfangszeiten von Shavei Zion, wie war euer Leben? Noch in Rexingen: Warum mussten die Juden weggehen? Waren sie nicht ein fester Bestandteil der Identität dieses Ortes? Wer war verantwortlich dafür? Wer hat davon profitiert? Die Ausstellung ist ein wundervolles Beispiel dafür, wie Erinnerungsarbeit geleistet werden kann. Wenn ich verstehen will, was in und mit Deutschland geschehen ist in diesem 20. Jahrhundert, muss ich die Geschichte von Rexingen und Shavei Zion ebenso studieren wie die von Berlin und Tel Aviv.“

Seite 2 von 2