Museum Jüdischer Betsaal Horb

Das Museum Jüdischer Betsaal heute.
Das Museum Jüdischer Betsaal heute.

Wenn ältere Horber Einwohner von der „Synagoge“ sprechen, meinen sie den ehemaligen Betsaal der Horber jüdischen Gemeinde. Er hatte seinen Platz seit dem Ende des 19. Jahrhunderts bis zu seiner Zerstörung im November 1938 in einem Wohnhaus vor dem Ihlinger Tor an der alten Straße nach Ihlingen. Heute ist das Haus renoviert und der Betsaal im ersten Stock zu einer Gedenkstätte und einem kleinen Museum geworden. Eigentümerin ist die Förderstiftung Jüdischer Betsaal Horb unter dem Dach des Träger- und Fördervereins Ehemalige Synagoge Rexingen. Wie früher wird das Haus in den oberen Stockwerken als Wohnhaus genutzt.

Erhaltung des Gebäudes

Als das leer stehende, denkmalgeschützte Haus 2004 zum Verkauf stand, entschlossen sich Mitglieder des Träger- und Fördervereins Ehemalige Synagoge Rexingen, es zu erwerben, um es als Gedenkstätte und Museum für die Geschichte des Rabbinats zu sichern. Zu groß war die Gefahr eines Abrisses des verwahrlosten Gebäudes oder einer Nutzung, die der historischen Bedeutung nicht gerecht geworden wäre.

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Der Jüdische Betsaal als Wohnhaus 1964

2006 wurde eine Stiftung gegründet. Ihr Ziel war, Geld zu sammeln, um die unteren beiden Stockwerke des Gebäudes zu kaufen und renovieren zu lassen, auch mit Hilfe von Sanierungszuschüssen von Stadt und Land. Das Haus wurde aufgeteilt.
In die oberen drei Stockwerke wurden neuwertige, moderne Wohnungen eingebaut, die von Freunden der Stiftung gekauft wurden.

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Das Gebäude während der Renovierung

In Zusammenarbeit mit dem Landesdenkmalamt hat die Stiftung ein zurückhaltendes Renovierungskonzept realisiert, in dem nur erneuert wurde, was unbedingt nötig war. So sind die originalen, abgetretenen Dielenfußböden erhalten, alte Wände mit Rissen und Farbspuren und ein originales Fenster. Zerstörungen im Stuck erinnern an den Einbau von Wänden, als die damaligen Hausbesitzer nach der Schändung des Betsaals die beiden Räume 1939 in zwei Wohnungen umgebaut haben.

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Das Museum Jüdischer Betsaal Horb ist eröffnet

Nutzung als Museum und Dokumentationsort

Mit dem Erwerb der Räumlichkeiten des ehemaligen Betsaals und den früheren Stall- und Kellerräumen im Untergeschoss ist jetzt die Möglichkeit gegeben, die Geschichte des schwäbischen Landjudentums in der Region zu dokumentieren.
Zum Stadtgebiet von Horb gehören sechs jüdische Friedhöfe: Horb, Mühlen, Mühringen, Nordstetten, Dettensee und Rexingen. In allen diesen Orten gab es jüdische Gemeinden, jede Gemeinde hatte ihre Synagoge. Der Rabbinatsbezirk war im 19. Jahrhundert der größte in Württemberg und erstreckte sich von Tübingen bis Rottweil. Der Sitz der Rabbiner war von 1728 bis 1911 in Mühringen und wurde 1913 nach Horb verlegt. Die Mühringer Gemeinde war stark geschrumpft. Die erst Mitte des 19. Jahrhunderts entstandene Horber Gemeinde vergrößerte sich dagegen rasch.

Zurzeit werden die Räume für wechselnde Ausstellungen genutzt. Die erste Eröffnung fand im Dezember 2012 statt: „Die Nachbarn werden weggebracht.“ Deportation und Ausraubung der jüdischen Familien in Rexingen, Horb, Nordstetten und Mühringen.
Im April 2013 wurde die Ausstellung: „Ort der Zuflucht und Verheißung: Shavei Zion“ eröffnet.

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Die Ausstellung über Shavei-Zion 2013 im Betsaal

Ein besonderer Ort des Gedenkens befindet sich vor dem Gebäude Fürstabt-Gerbert-Straße 2. Der Platz vor dem ehemaligen Betsaal wurde 2011 nach dem letzten Horber Rabbiner Dr. Abraham Schweizer benannt, der 1942 in Treblinka ermordet wurde.

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Am Abraham-Schweizer-Platz