Die erste bis jetzt bekannte Nennung eines Juden in Nordstetten mit Namen Auerbacher stammt aus dem Jahr 1629. 1772 wurden bereits 18 jüdische Familien im Dorf gezählt, dessen Ortsherren Keller von Schleitheim den Juden die Ansiedlung erlaubten.
Noch im 18./19. Jahrhundert lagen fast alle Häuser der jüdischen Familien in der Nähe des Schlosses. 1767 wurde in der Hauptstraße eine Synagoge gebaut und 1822 die erste israelitische Volksschule in Württemberg in Nordstetten eingerichtet. Sie erwarb sich unter ihrem Lehrer Bernhard Frankfurter einen ausgezeichneten Ruf im ganzen Land. Die Mikwe befand sich in einem alten Wehrturm beim Schloss.
Die höchste Zahl der jüdischen Einwohner von Nordstetten findet man im Jahr 1846 mit 352 Personen. Danach nahm der Bevölkerungsanteil durch die Abwanderung in die Städte und Auswanderung nach Amerika kontinuierlich ab. 1925 wurde die Synagoge verkauft, 1937 abgerissen. 1933 lebten noch 12 jüdische Bürger in Nordstetten. Die meisten konnten fliehen oder verstarben vor der ersten Deportation. Die Eheleute Mina und Sigmund Auerbacher wurden 1942 in Treblinka ermordet.
Der jüdische Friedhof Nordstetten
Bis 1797 wurden die Toten aus Nordstetten auf dem Mühringer Friedhof bestattet. Die Gemeinde erwarb dann einen eigenen Begräbnisplatz auf einem Hügel etwas außerhalb in Richtung Dettensee. Heute findet man auf dem Friedhof ca. 300 Gräber. Auch der berühmteste Sohn Nordstettens, der Schriftsteller Berthold Auerbach, ist dort begraben. Er lebte von 1812 bis 1882 und gehörte zu seinen Lebzeiten zu den meistgelesenen Schriftstellern Deutschlands. Ein Museum im Nordstetter Schloss erinnert an sein Leben und Werk.