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Anlässlich des Europäischen Tags der Jüdischen Kultur am 1. September bietet der Rexinger Synagogenverein einen Rundgang durch das Dorf bis zum jüdischen Friedhof an. Unter Berücksichtigung des diesjährigen Mottos „Familie“ wird neben Wissenswertem rund um die jüdische Kultur und Geschichte des Ortes insbesondere auf die Schicksale der jüdischen Familien in Rexingen eingegangen. Was ist aus ihnen geworden? Was erinnert noch heute an die jüdischen Bewohner des Dorfes? Gibt es noch Kontakt zu Nachkommen? Was führt sie heute zurück nach Rexingen? Diese und viele andere Fragen werden bei der Führung auf dem jüdischen Themenweg erörtert.

Treffpunkt:
Sonntag,  1. September um 14.00 Uhr, vor der Ehemaligen Synagoge in Rexingen,
Freudenstädter Str. 16.
Die Führung ist kostenlos.
Da die Zahl der Teilnehmer*innen begrenzt ist, wird um Anmeldung gebeten unter
0157 - 7 44 77 77 0 oder
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Der jüdische Sanitätsleutnant Fritz Frank beschreibt in seinem Tagebuch den Ersten Weltkrieg von den ersten Tagen bis zum ernüchternden Ende in sensibler Sprache.
Der Originaltext des Autors wurde von den Herausgebern mit vielen Anmerkungen versehen, die wichtige Hintergründe erschließen. 
Auf einer Reise im Sommer 2014 suchten die Herausgeber die Orte in Nordfrankreich auf, die Fritz Frank in seinem Tagebuch beschrieben hat. Aktuelle Fotos von dieser Reise an die Kriegsschauplätze ergänzen den Text von Fritz Frank, seine eigenen Fotos und alte Postkartenansichten.

Im zweiten und letzten Band der Werkausgabe von Fritz Frank sind sechs seiner zahlreichen Texte versammelt, die er nach seiner Emigration nach Palästina/Israel in seinem Fluchtort Netanya verfasst hat. 

Verschollene Heimat
Der zentrale Text dieser Ausgabe ist die „Verschollene Heimat“, die einzige uns bekannte erzählende Darstellung des Zusammenlebens von Juden und Christen in Horb im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Mit liebevoll-ironischem Blick schildert er das kleinstädtische Leben, die bäuerliche Nachbarschaft im Mühlgässle, das Nebeneinander, Miteinander und zuweilen auch Gegeneinander von Christen und Juden, die damals in Horb Tür an Tür lebten. 
Die einzige überlieferte Beschreibung der Horber „Synagoge“, die nur aus einem Stockwerk in einem Wohnhaus nahe dem Ihlinger Tor bestand, stammt von ihm. Man erfährt, wie glücklich und behütet er seine Kindheit in Horb empfunden und mit welcher Selbstverständlichkeit er sich zwischen den Religionen bewegt hat. Menschen und Landschaften gehörten für ihn zusammen, und seine Liebe zu den Schwaben und zum Neckartal spricht gleich aus seinen ersten Zeilen.
Die Kindheitserinnerungen enden mit dem Abschied der Familie Frank von Horb. Welche Bedeutung Fritz Frank dieser frühen Lebensphase für seine spätere Entwicklung zugemessen hat, erschließt sich aus dem Titel, den er der handschriftlichen Version der „Verschollenen Heimat“ ursprünglich gegeben hatte: „Bausteine eines Lebens“.

Die Abiturientenrede von Ludwig Frank
Der zweite Text, „Die Abiturientenrede von Ludwig Frank“ ist eine Hommage an den 1874 im badischen Nonnenweier geborenen Reichstagsabgeordneten Ludwig Frank. Er war mit den Horber Franks nicht verwandt, aber es gibt eine Verbindung über Sophie Weil, die Mutter von Fritz Frank, die ebenfalls aus Nonnenweier stammte. 
Ludwig Frank fiel schon früh durch seine Intelligenz und seinen Bildungshunger auf. Seine Eltern, einfache Kaufleute, schickten ihn nach Lahr aufs Gymnasium, wo er eine breite humanistische Bildung erhielt. 
In der Oberprima trat er in den neu gegründeten Lahrer „Lessing-Verein“ ein, dem Lehrer, Schüler und Arbeiter angehörten und wo man gemeinsam Bebel, Engels, Kautsky und Mehring studierte und Arbeiterversammlungen besuchte. Dort entwickelte sich Ludwig Frank zum überzeugten Sozialisten. Als Klassenprimus hielt er am 20. Juli 1893 seine Abiturientenrede zum Thema „Bedeutung Lessings für seine Zeit“. Die Rede erregte wegen ihres sozialistischen Tenors großes Aufsehen, und man wollte ihm – auch als Jude – das Reifezeugnis verweigern. Nachdem sich die liberale Presse für ihn eingesetzt hatte, erhielt er es schließlich.

Die Itins
Im dritten Text „Die Itins“ erzählt Fritz Frank aus der Familiengeschichte seiner Frau Raissa Itin, die 1886 im zaristischen Russland geboren wurde. Ihr Vater, Grigorij Kononowitsch Itin, war Getreidehändler in Südrussland und in der Ukraine. Später ließ sich die Familie in Rostow am Don nieder. Der Autor setzt mit diesem Text den Großeltern und den Eltern seiner Frau ein liebevolles und zugleich zeitgeschichtlich interessantes Denkmal. 

Die silberne Medaille
In der Erzählung „Die silberne Medaille“ schreibt Fritz Frank die Erinnerungen seiner Frau an ihre Gymnasialzeit in Rostow am Don nieder. Es ist die Zeit der revolutionären Unruhen im Jahr 1905. Raissa und ihr Bruder Kolja engagieren sich mit anderen jungen Leuten im heimlichen Widerstand gegen die zaristische Herrschaft. Als die Lage für sie zu gefährlich wird, beschließt der Vater Gregor Itin, seine Kinder in Berlin in Sicherheit zu bringen. Raissa und ihre beiden ältesten Brüder Kolja und Onja bleiben in Deutschland und studieren dort, die Mutter Katarina kehrt mit den fünf jüngeren Geschwistern nach einem Jahr nach Rostow zu ihrem Mann zurück. 

Die beiden Torah
Die Erzählung spielt ebenfalls in der Familie Itin und schildert, wie Gregorij Kononowitsch Itin, der Schwiegervater von Fritz Frank, versucht, seine jüdische Identität für sich, seine Frau und seine Kinder in einer christlichen Umwelt zu bewahren. Dabei bekennt sich der Autor selbst zu seinem Judentum. Das Manuskript ist „Dem Andenken der Eltern“ gewidmet, den jüdischen Familien Itin und Frank. 

Männer!
Der letzte Text „Männer!“ ist ein kleines Theaterstück, eine kleinstädtische Satire mit ernstem Hintergrund. Das Stück spielt im Jahr 1922, unmittelbar nach dem tödlichen Anschlag auf den deutschen Außenministers Walther Rathenau in Berlin. Es beschreibt die Reaktionen auf diesen politischen Mord, am Stammtisch, bei den öffentlichen Reden und im privaten Kreis. 

Biografisches zu den Familien Frank und Itin
Hier wird zusammengestellt, was die Herausgeber über die verschiedenen Stationen im Leben der beiden Familien herausfinden konnten. „Gam su letova“ – „Alles zum Guten“ heißt eine unveröffentlichte Erzählung des Autors, und so könnte man auch das Lebensmotto dieses außergewöhnlichen Paares Fritz und Raissa Frank beschreiben, dem es gelang, der eigenen Familie auch in bedrohlichen Situationen einen liebevollen, jüdischen Lebensrahmen zu erhalten und sich immer wieder auf einen Neuanfang einzulassen.

Über eine kurze Zeitspanne von knapp 80 Jahren entfaltete sich in Horb am Neckar eine vielfältige jüdische Kultur. Die aus den umliegenden Dörfern zugezogenen jüdischen Familien belebten Handel, Gewerbe und das kulturelle Leben in der Stadt. Sie integrierten sich in das Gemeinwesen der Oberamtsstadt, behielten aber ihre eigenen jüdischen Traditionen. Davon zeugen heute noch ein Betsaal und der jüdische Friedhof. 1913 wurde der Sitz des Rabbinats des Schwarzwaldkreises von Mühringen nach Horb verlegt. Der geplante Bau einer Synagoge musste nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten aufgegeben werden. Die jüdische Gemeinde wurde in der Shoa vollständig vernichtet.
In langjähriger Recherche im Stadtarchiv Horb hat eine Arbeitsgruppe reiches Material zusammengetragen. Daraus sind in einem lebendigen Prozess die Beiträge für dieses umfassende Werk entstanden.